Montag 25.10.2010
Buchladen Le Sabot Breitestrasse 76 20 Uhr
Rechtsentwicklung, Antisemitismus und extreme Rechte in Ungarn
mit der Kulturwissenschaftlerin Magdalena Marsovszky aus Budapest
Am 3. August 2009 wurde eine 45-jährige alleinerziehende Mutter im
nordostungarischen Ort Kisleta von Neonazis erschossen. Der Grund: Sie
war Roma. Bei Angriffen auf Roma starben in den letzten Jahren
mindestens acht Menschen. Schlagzeilen machte in diesem Zusammenhang
auch die so genannte „Ungarische Garde“, eine paramilitärische
Organisation, die stark an die deutsche SA erinnert. Die Angriffe und
die „Garde“ sind Ausdruck eines immer stärker werdenden Rechtstrends,
der seinen vorläufigen Höhepunkt bei den Parlamentswahlen in diesem Jahr
fand. Die extrem rechte Partei „Jobbik“ erhielt 16,7 Prozent der
abgegebenen Stimmen, obwohl bzw. weil sie revanchistische Ziele wie ein
„Großungarn“ verfolgt und sich gegen Roma und das „jüdische Kapital“
stellt. „Jobbik“ gilt als der parlamentarische Arm der „Garde“. Ihre
Positionen sprechen in Ungarn Mehrheiten an. Nach Umfragen meinen zwei
Drittel der erwachsenen Bevölkerung, dass Juden in der Geschäftswelt in
Ungarn zu mächtig seien. Auch der Wahlsieger 2010, die
rechtskonservative „Fidesz“-Partei, bediente sich teilweise
antisemitischer Stereotype, setzte aber vor allem auf nationalistische
Parolen bei der Mobilisierung ihrer Wählerinnen und Wähler. An der
Regierung versucht sie nun, das Land nach ihren Vorstellungen umzuformen.
Magdalena Marsovszky ist Kulturwissenschaftlerin aus Budapest und setzt
sich seit einigen Jahren mit dem anwachsenden Antisemitismus in Ungarn
und dem gesellschaftlichen Rechtstrend kritisch auseinander.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Antirassistischen
Bildungsforum Rheinland (ABR)