Offenes Antifa Treffen November
Gegen Hitler und Henlein
Antifaschistischer Widerstand unter den Sudeten und in der Wehrmacht
4. November, 20 Uhr im Kult41
Lorenz Knorr wird aus der Zeit vor und nach 1938 berichten, in der er unter den schwierigen Bedingungen existentieller Gefährdung im antifaschistischen Widerstand aktiv war – zunächst in der vorfaschistischen Epoche der damaligen CSR, dann unter deutscher Besatzung und später in der Wehrmacht.
„Ich war damals Vorsitzender der sozialistischen Jugend und die ersten Auseinandersetzungen, die wir hatten, waren die so genannten Saalschlachten. Das heißt, die Faschisten versuchten unsere Veranstaltungen, also die der Sozialdemokraten beziehungsweise aller Antifaschisten, ob sie deutsch oder tschechisch waren, zu stören. Umgekehrt haben wir von unserer Seite versucht, den Henleins keine Propaganda-Möglichkeiten zu bieten.“
So beginnt der Widerstand von Lorenz Knorr gegen den Nazismus. Man schreibt das Jahr 1933 und Hitler ist in Deutschland gerade an die Macht gekommen. Knorr, geboren 1921 im westböhmischen Eger, wendet sich damals in seiner Heimat Tschechoslowakei gegen die neu entstehende „Sudetendeutsche Heimatfront“ des Hitler-Bewunderers Konrad Henlein. Doch mit dem Einmarsch deutscher Truppen in die Sudetengebiete im Oktober 1938 spitzt sich die Lage zu. Von den 150 Mitgliedern der sozialistischen Jugend in Eger meldeten sich 33, darunter elf Mädchen, die bereit waren im antifaschistischen Widerstand ihr Leben zu riskieren. Politische Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland bringen Knorr bei, wie man vorgehen muss. Sie begannen nur in Dreiergruppen zu arbeiten.
„Wir beschlossen, weil Eger ein Eisenbahnknotenpunkt war, Gleise zu sprengen. Und wir haben erst einmal dort, wo es am einfachsten schien – in der Nähe des Viadukts – zwei Gleisanlagen, die nach Norden und nach Osten führten, gesprengt. Es dauerte dann zwei Tage, bis die Strecken wieder in Betrieb genommen werden konnten. Sie wurden danach bewacht. Wir haben dann bemerkt, dass auch die Strecken nach Wien und nach Frankfurt Gelegenheit boten unbemerkt zu sprengen – und das haben wir dann auch getan. Es war alles so perfekt, dass die Gestapo auch in den Verhören nichts herausbekam. Wir hatten alle ein wasserfestes Alibi, was eine Voraussetzung für unsere Tätigkeit gewesen war.“
Eine Zäsur bedeuten aber die Einberufungsbefehle in die deutsche Armee, die die jungen Männer nacheinander erhalten. Lorenz Knorr geht als Soldat in den Krieg, allerdings mit der Verpflichtung, weiter Widerstand zu leisten. Er kommt nach Afrika, landet in einem Strafbataillon, wird verwundet und danach zum Funker umgeschult. Als Funker war er in der Lage, sich mehr Informationen zu verschaffen als jeder deutsche General. So hatte er Kontakt mit Partisanen in Polen und hilft ihnen, an Sprengstoff heranzukommen. Mehrfach können auf diese Weise die Eisenbahnverbindungen an die Front vor Leningrad unterbrochen werden.