Antifa Bonn/Rhein-Sieg

Antifa bekommt Oscar-Romero Preis

Der Förderkreis Oscar-Romero-Haus e.V. verleiht 2019 zum fünften Mal den Bonner Oscar-Romero-Preis für den Einsatz mit Ausgegrenzten und Entrechteten unserer Gesellschaft für eine gerechte, solidarische und in Übereinstimmung mit der Schöpfung lebende Welt. Aufgerufen waren Menschen und Initiativen, die sich in Bonn und Umgebung für Selbstorganisierung, Unterstützung von Geflüchteten, Einsatz für Klimagerechtigkeit, Kampf gegen Diskriminierung oder für eine offene Welt für Alle engagieren.

Aus den zahlreichen Bewerbungen hat die Jury in diesem Jahr zwei Preisträger ausgewählt, die zwei Seiten des Einsatzes für Geflüchtete und gegen Rassismus zeigen: Jugend Rettet e.V. und die Antifa Bonn/Rhein-Sieg (Pressererklärung).
Wir dokumentieren hier die Danksagung der Antifa Bonn/Rhein-Sieg:

Wir danke dem Förderkreis Oskar-Romero Haus e.V., der Preis-Jury und Detlev Besier für die Laudatio.

Wir freuen uns über die Wertschätzung, die die Antifa-Arbeit durch diesen Preis erfahren hat. Die Antifa Bonn/Rhein-Sieg wurde über 3 Jahrzehnte von einer großen Anzahl von Menschen in Bonn und bundesweit getragen und unterstützt. Von daher wollen wir diesen Preis stellvertretend für alle sich der Antifa-Bewegung zugehörigen Menschen entgegennehmen.

Die Antifa Bonn/Rhein-Sieg gründete sich Ende der 80er, mit dem Erstarken neofaschistischer Organisation in Bonn. Anfang der 90er explodierte die rassistische Gewalt – befeuert durch den Nationalismus der Nachwendezeit – mit Pogromen in Hoyerswerda und Rostock, sowie mit den tödlichen Mordanschlägen von Solingen und Mölln. Auch im Rhein-Sieg-Kreis und in Bonn attackierten Neonazis Menschen in Geflüchtetenheimen und auf der Straße, weshalb das zentrale Aktionsfeld der ABRS in dieser Zeit der Schutz von Einrichtungen war, in denen mehrheitlich Migrant*innen lebten.

Nazistrukturen hatten es schon damals in Bonn schwer, unter anderem weil ihnen auf der Straße entschlossen entgegengetreten wurde. Auch deswegen hat Bonn heute keine größere, offen agierende Nazistruktur. Dabei wurde und wird die Parole „Kein Fußbreit den Faschisten“ von vielen Menschen aus unterschiedlichen Spektren und auf verschiedenen Ebenen umgesetzt. So wurde der Versuch, PEGIDA in Bonn zu etablieren, mit einer Blockade von über 5000 Menschen verunmöglicht. Antifa war dabei Teil eines breiten Bündnisses. Es zeigt sich immer wieder, dass Antifaschismus dann erfolgreich ist, wenn menschenverachtenden Ideologien eine klare Absage erteilt wird und diese von vielen unterschiedlichen Menschen ausgesprochen wird.

Auch wenn uns die aktuelle rassistische Mobilisierung oft an die 90er Jahre erinnert, sind wir heute vor allem mit Faschist*innen in Parlamenten konfrontiert, die in einigen Ländern sogar die Regierung stellen. Dies stellt uns vor neue Herausforderungen. Wir müssen uns nicht nur dem Rechsruck entgegenstellen, sondern vor allem unsere Ideen einer solidarischen Gesellschaft umsetzen. Dies gelingt uns aber nur gemeinsam und in einem breiten Bündniss, welches solidarisch fest zusammen steht. Heute wo durch den Oscar-Romero-Preis zum ersten mal eine Antifa-Gruppe einen Preis verliehen bekommt, ist ein wichtiger Schritt für ein solches Bündniss getan. Lasst uns gemeinsam unsere Freiheit und die Menschlichkeit verteidigen. In diesem Sinne wollen wir auch das Preis Geld ein setzen.

Siamo tutti Antifaschisti – Wir sind alle Antifaschist*innen


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