Am 10. Mai jährt sich die Besetzung der Rathausgasse 6 zum vierten Mal. Eine solche Aktion hatte es bis dahin lange nicht mehr in Bonn gegeben und die Auswirkungen der Besetzung auf die Szene, die lokale Stadtpolitik und Einzelpersonen sind bis heute spürbar. In dem knappen Jahr, das das LIZ als Institution der freien und selbstorganiserten Kultur in Bonn existierte, drehte sich verständlicherweise der Hauptteil der Subkultur um die Rathausgasse 6, ihre Menschen und ihre Veranstaltungen. Ob es heute wohl eine „alte VHS“ gäbe, wenn nicht vor vier Jahren das LIZ als autonomes Labor solidarischer Kultur und Politik existiert hätte?
Im Kern beinhalteten die Forderungen der Kampagne, die schon im Januar 2015 aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht war, die Errichtung eines selbstorganiserten Kultur- und Politikraumes, in dem solidarisches Miteinander abseits kapitalistischer Wertschöpfung erprobbar sein sollte. In der Zusammenarbeit mit der Initiative Viva Viktoria konkretisierte sich die die politische Agenda der Kampagne auf die Problematisierung von Wohnraumspekulation und wurde gleichzeitig abstrahiert auf eine Diskussion darum, wessen Interessen in der Stadtentwicklung wie weit vertreten werden. In dieser lebendigen und komplexen Gemengelage war das LIZ eine spannende Spielwiese.
Wir erinnern uns: im Jahr 2016 war die sogenannte „Flüchtlingkrise“, die von manchen viel treffender als Abschottungskrise bezeichnet wurde, noch hoch aktuell. Wir als Antifa waren damit beschäftigt, den Rechstruckk zu begreifen und Strategien gegen den Erfolg der AfD zu entwickeln. Die Kampagne NIKA wurde geboren. Wir erkannten, wie wichtig es ist, nicht vom moralsichen hohen Ross herunter zu agieren, sondern stattdessen sich in Diskurse einzubringen. So haben auch wir das LIZ als Raum begriffen, in dem wir ins Gespräch kommen und sichtbar werden konnten.
Denn gerade selbstverwaltete Räume, ob es sich nun um die alte VHS heute oder das LIZ damals handelt, sind ein essentieller Bestandteil einer solidarischen Alternative, die wir den gewaltvollen Tendenzen der Gegenwart entgegensetzen. Diese treten nicht nur in Form des volkischen Rassismus einer AfD auf, sondern auch in der alltäglichen Gestalt einer stumpfsinnigen Lohnarbeit oder der tagtäglichen Einsamkeit in einer neoliberalen Vereinzelungs- und Leistungsgesellschaft.
Unsere Alternative heißt Solidarität und je zahlreicher wir sie leben können, umso mehr können wir dem volkischen Rassimius entgegensetzen.