Antifa Bonn/Rhein-Sieg

Rassismus und Ausgrenzung im Bonner Sport-Club

Am Freitag den 3. Juni beginnt der Prozess gegen ein Mitglied der Fußball Gruppierung Bande Bonn. Er war bei einem Überfall auf die Kneipe Limes am 3. Oktober vorigen Jahres beteiligt.

Pressereaktion des General-Anzeigers, Quelle: GA

Bei dem Überfall handelte es sich laut Zeugenaussagen um organisierte Neonazis sowie Mitglieder der Bonner Ultragruppe „Bande Bonn“. Ihr Motiv für den Übergriff lieferten sie durch Parolen wie „Vaterlandsverräter“, „Antifa-Schweine, jetzt seid ihr dran!“ und „Wir fackeln den Laden ab!“ direkt mit. Ihre Sportlichkeit hört also da auf, wo anderleuts engagierte Haltung gegen Rechts beginnt. Ebenfalls am selben Abend provozierten einige von ihnen vor der Kneipe Bla am Stadthaus mit dem „deutschen Gruß“ das dort anwesende Publikum.
Auch danach fiel die Bande immer wieder mit Provokationen gegenüber vermeintlichen Gegner*innen auf, indem sie z.B. Leute am Bonner Hauptbahnhof aufgrund von Symbolen gegen Rassismus oder Nazis gewalttätig anging. Ebenfalls standen drei von ihnen am 16.5. diesen Jahres am Rand einer Demo für das besetzte Haus LIZ um die Teilnehmer*innen zu provozieren und Einzelpersonen anzugreifen. Durch den lautstarken Protest der Demo reagierte die Polizei und nahm die Personalien der drei uns bekannten Personen auf. Auch ihre Fan-Freundschaft zur Aachener Karlsbande zeigt, dass sie keine Probleme damit haben mit einer offen rassistischen Gruppierung zusammenzuarbeiten:

Freundschaft mit der offen rassistischen Ultra Gruppe Karlsbande aus Aachen

Durch unsere Flugblattaktion vor dem Bonner Stadion, die wir anlässlich des Angriffs gemeinsam mit Fußballfans und Besucher*innen der Kneipen Limes und Bla durchführten zeigte sich, dass es möglich ist, sich gegen Ausgrenzung und Rassismus zu wehren. Wenigstens jetzt kann kein*e Besucher*in des Stadions mehr sagen: „Ich habe nichts gewusst“.

Die Bande hat, auch weil es im Verein keine wirklich konsequente Gegenwehr gibt, an Selbstvertrauen gewonnen. Dies könnte auch daran liegen, dass ein Nazi, der seit Jahren regelmäßig zum Bonner SC geht, ohne zu hadern unterstützt wird. Scheinbar wird eine pädagogische Aufgabe darin gesehen, diesem überzeugten Nationalsozialisten regelmäßig Ordneraufgaben (z.B. beim Hallenturnier und dem Karnevalswagen des BSC) zu geben, anstatt ihn konsequent auszuschließen. Laut den Angaben in seinem Facebook Profil, arbeitet er auch bei dem bald stattfindenden Rockaue Festival in der Rheinaue. Seit Jahren läuft er mit NS verherrlichenden T-Shirts rum und ist auf Demonstrationen mit schwarz-weiß-roter Fahne zu sehen.
Ein weiterer rechter Akteur ist Werner T. Er ist seit den 90er Jahren in der gewalttätigen Naziszene aktiv. Schon in den 1990er Jahren bewegte er sich in Kreisen der rechtsextremen Partei FAP, die sich selber als Nachfolger der SA sah. Aber auch ohne rechte Partei bleibt er aktiv und hat guten Kontakt zu gewaltbereiten Jugendlichen aus dem Hooligan-Spektrum. Er ist seit Jahren Teilnehmer bei klassischen NS-Aufmärschen wie in Remagen:

Werner T. in Remagen
Vierte Person vorne links, mit Sonnenbrille. Remagen Naziaufmarsch 21.11.2015

Und auch bei HoGeSa in Köln ist er immer dabei. Er hat für den BSC nur noch Schimpfkanonaden übrig, die er über soziale Netzwerke verbreitet. Er bekam durch das Engagement von BSC-Fans Hausverbot im Stadion, pflegt aber immer noch Kontakte zur Bande, die in der Öffentlichkeit zu beobachten sind.

Werner T. (links mit Brille auf dem Kopf) mit zwei weiteren BSC Fans in Wuppertal beim Naziaufmarsch am 21.09.2013

In einer Erklärung des Bonner SC heißt es:
„Gewalttäter haben in unserem Verein nichts verloren.“
Schon mit diesem kleinen Update haben wir gezeigt, dass dies nur Lippenbekenntnisse eines scheinbar hilflosen Sportvereins sind. Die rechten Gewalttäter kommen immer noch ins Stadion und dies auch mit persönlicher Unterstützung eines Mitglieds des Vorstandes. Währenddessen hat die Fußballinitiative Bonnanza das Stadion verlassen müssen und bildet keinen Gegenpol mehr zur Dominanz der Bande.
Politik gehört ins Stadion, die Meinung des Einzelnen ist wichtig, immer und überall und darf nicht durch Aktionen rechts offener Jugendlicher oder überzeugter Nazis unterdrückt werden. Die 3. Halbzeit ist immer auch die Erste.

Wir werden an diesem Thema dran bleiben und freuen uns auf Zusammenarbeit!
Wir sehen uns auf der Straße!

Täglich nach den Rechten sehen – Rassismus ist das Problem


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