Infoveranstaltung 16.September 2013 – 20h – Limes Theaterstraße Bonn – kein Eintritt
Unter dem Motto „Es ist immer ein Angriff auf uns alle – Gegen linken Terror und antideutsche Zustände” kündigen Nazis am Samstag, den 21. September 2013 – am Tag vor der Bundestagswahl – eine „nationale Großdemonstration” in Wuppertal an.
Die Nazi-Demo in Wuppertal, wie auch der geplante Aufmarsch am 31.8.2013 gegen die „Organisationsverbote“ in Dortmund, dient der militanten Nazi-Szene zur (bundesweiten) Etablierung ihrer Doppelstrategie: einerseits offen nationalsozialistisch und gewalttätig zu agieren und gleichzeitig offensiv die Privilegien einer legalen Partei auszunutzen. Letztlich laufen so auch die Forderungen eines NPD-Verbotes ins Leere, weil eine Nachfolgepartei für die NPD schon längst gegründet ist, die sich offensichtlich und bislang ungestört aus den Kadern der verbotenen Nazikameradschaften rekrutieren kann.
Anmelder des Naziaufmarsches, der für 300 Teilnehmer*innen angemeldet wurde, ist der „Die Rechte”-Parteivorsitzende Christian Worch aus Parchim. Hinter der Demo stecken die Wuppertaler Nazis der Kameradschaft „Nationale Sozialisten Wuppertal”, die für eine Vielzahl von schwersten Straftaten (Cinemaxx-Überfall, Flohmarkt-Überfall, Schändungen von Denkmälern, Messerstechereien und schwere Körperverletzungen etc.) verantwortlich sind. Die Wuppertaler Nazis organisieren sich bekanntlich seit Ende Januar 2013 in einem Kreisverband der Neonazi-Partei „Die Rechte”.
Auch 2013 wollen die Nazis wieder zum Autonomen Zentrum marschieren, das ihnen voraussichtlich auch dieses Jahr nicht vergönnt sein wird. Ein Kooperationsgespräch mit der Polizei hat bis jetzt noch nicht stattgefunden. Als Redner werden Christian Worch, Lukas Bals vom Wuppertaler Kreisverband (früher „Nationale Sozialisten Wuppertal”), ein „parteifreier Aktivist” aus der Pfalz, ein „Aktivist” aus Dortmund, Marvin Koch („Freie Kräfte Neuruppin”), Philippe Eglin aus der Schweiz, André Plum vom Aachener Kreisverband (früher „Kameradschaft Aachener Land”) sowie Manfred Breidbach, der stellvertretende DR-Kreisvorsitzende in Düsseldorf/Mettmann (früher NPD Düsseldorf/Mettmann), angekündigt. Breidbach fiel in den letzten Jahren wiederholt wegen seiner im NS-Jargon gehaltenen Reden auf (siehe TERZ 02.12).
Jetzt haben die bekennenden Nationalsozialisten in ihrer Demo-Mobilisierung einen gravierenden Fehler gemacht: Auf ihrer „Parteiseite” bei Facebook und auf ihrer Partei-Mobilisierung für die Nazi-Demonstration am 21. September haben sie am 16. Juni 2013 für einige Stunden einen sogenannten Mobi-Track mit einem Musikstück des Nazirappers „Makss Damage” alias Julian Fritsch gepostet. Hintergrundbild des Videos ist das offizielle Demo-Plakat. Dieses zeichnet Rene Heuke mit der Adresse Vohwinkler Str. 27 in 42329 Wuppertal verantwortlich. In dem extra für die Wuppertaler Demo-Mobilisierung produzierten Stück „Tränengasdusche” wird ganz unverhohlen zu Mord an politischen Gegner*innen und zur Schlacht in Wuppertal aufgerufen.
Um deutlich zu machen, mit was für einer tiefgreifenden Menschenverachtung und offensiver Bezugnahme auf NS-Ideologie wir es bei Julian Fritsch und seinen Wuppertaler Fans zu tun haben, werden wir nun einige Passagen des widerlichen Musikstückes „Tränengasdusche“ zitieren.
Zitate aus dem Musikstück:
“Zu uns kommen nur Motivierte! Wir bilden die Infanterie und ihr kriegt nur
den durchgefickten Abfall von uns wie Marie. Achtung, wir kommen zu euch, jetzt
wird es richtig deutsch, jetzt wird das K, ich meine das AZ, wieder richtig voll.
Wir kommen in Unterzahl ins bunte Wuppertal. Unter der Tränengasdusche werden
Wunder wahr.“ (…)
“Fickt euch! Ihr seid zum Glück bald tot, dann übernehmen wir das Ruder.“ (…)
“Wir machen weiter und weiter, bis euer Blut in unsere Wupper fließt.“ (…)
“Es ist immer ein Angriff auf uns alle! Kommt alle zur Schlacht von Wuppertal. Sommer 2013!“
Nach wenigen Stunden haben die Nazis aufgrund „rechtlicher Bedenken” den Mobi-Track von Makss Damage wieder von der parteioffiziellen Demo-Mobilisierungsseite entfernt. Die ursprüngliche Fassung kursiert aber weiterhin bei Youtube mit ausdrücklichem Hinweis auf die Mobilisierungsseite der Nazi-Demonstration.
Ein weiterer Beleg für den von der Nazi-Partei „Die Rechte” geplanten Einsatz des Mobi-Tracks für die Demo-Mobilisierung ist das Posting des KV Düsseldorf „Die Rechte” vom 17.6.2013. Es zeigt auch, welche Bedeutung der Songtitel „Tränengasdusche” für bekennende Nationalsozialisten hat:
unter der Überschrift „Eine Dusche für Claudia [Roth]” heißt es: „Und es ist nun wirklich der Lacher schlechthin, daß sie, als bekennende Anhängerin der Holocaustreligion, in eine türkische Gasdusche rennt. Und das ganze keine 24 Stunden nach der Veröffentlichung des neuen Hits „Tränengasdusche” für die bald stattfindende Großdemonstration unserer Partei in Wuppertal.” (Beleg: hxxp://rechte-duesseldorf.com/?p=113)
Makss Damage selbst bleibt weiter offensiv, auch wenn Youtube zeitweise seine Kanäle abschaltet. „Jewtube hat den „Rechtsrapsupport-Kanal“ gesperrt. Somit sind ALLE, auf diesem Kanal hochgeladenen Lieder gelöscht worden. Wenn die Juden glauben, dass ihnen das hilft, haben sie sich fürchterlich geschnitten. Diese Zensur zeigt nur ihre Verzweifelung. Sie wissen sich nicht mehr anders zu helfen. Ein gutes Zeichen für Rechtsrap und seine tausenden Hörer in Deutschland. Ich bin motivierter DENN JE, zum Untergang dieses Besatzerstaates beizutragen! Als Reaktion auf diesen Unterdrückungsakt, erwarten Euch in den nächsten Wochen weitere Lieder, mit denen sich die Affen rumplagen dürfen. Viel Feind, viel Ehr! Sieg!!”
Makss Damage war früher übrigens auf der „linken Seite“ musikalisch aktiv. Seine Texte waren damals schon widerwärtig: In dem Song „Arabisches Geld“ hieß es 2010: „Ich leite Giftgas in Siedlungen, die jüdisch sind“. Im Februar 2011 wurde er von Axel Reitz und Kevin Koch für die Naziszene „angeworben“ und wechselte die Seite.
Reaktionen
Das Bündnis „Kein Platz für Nazis” verfasste in Reaktion auf die Mordaufrufe einen offenen Brief an die Wuppertaler Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher, der das Verbot der Nazi-Demonstration fordert. Mittlerweile hat die Polizei den Fall zur rechtlichen Prüfung an die Staatsanwaltschaft abgegeben. Diese soll prüfen, ob und inwiefern der Liedtext mit der Demo-Anmeldung in Zusammenhang steht und den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllt. Auch die Polizeipräsidentin Radermacher musste jetzt öffentlich reagieren: „Gemeinsam mit Rechts- und Versammlungsexperten werden wir jede Möglichkeit eines Verbotes intensiv prüfen und alle rechtlichen Wege ausschöpfen. Darauf können sich die Wuppertalerinnen und Wuppertaler verlassen”.
Diesen vollmundigen Erklärungen sind aber bis zum 14. August 2013 keine Taten gefolgt. Die „Prüfer“ und die Polizeipräsidentin sind wohl in den Sommerurlaub gegangen…
Aktionskonzept 2013
Da nicht davon ausgegangen werden kann, dass der Nazi-Aufmarsch letztendlich verboten wird, haben die ersten Bündnis-Treffen bereits stattgefunden und die Vorbereitungen sind in vollem Gange.
Wie 2011 wird der Startpunkt der Nazi-Demo und die Route wahrscheinlich erst kurz vorher bekannt gegeben. Das bedeutet für alle antifaschistischen Kräfte, dass alle wieder sehr mobil sein müssen…
Das „Wuppertaler Bündnis gegen Nazis“, an dem Antifa-Strukturen beteiligt sind, veranstaltet ab 10:00 Uhr eine Kundgebung vor den City-Arkaden und will von dort aus gemeinsam und in großen Gruppen zum Aufmarsch der Nazis ziehen. Ebenso wurden weitere Kundgebungspunkte in der Stadt angemeldet.
Zudem schlagen wir wieder – wie 2011 – ein Anreisekonzept zur Verstopfung der Anreisewege der Nazis vor. Dieses beinhaltet eine gemeinsame organisierte Anreise unter dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ aus verschiedenen Städten mit dem Zug ab ca. 11:00 Uhr sowie eine Punktlandung 5 vor 12 möglichst am Auftaktort der Nazis.
Genaueres bei der Veranstaltung!
Infoveranstaltung 16.September 2013 – 20h – Limes Theaterstraße Bonn – kein Eintritt
Kontakt: antifacafe-wuppertal[ät]riseup[dot]net
Twitter für den 21. September: https://twitter.com/Nazisweg
Infoveranstaltung 16.September 2013 – 20h – Limes Theaterstraße Bonn – kein Eintritt