📅 01.05.2025
Am 1. Mai gehen wir als linkes Bündnis auf die Straße, um die Verhältnisse, unter denen wir leben, in Frage zu stellen. Unter der kapitalistischen Wirtschaftsweise sind die Bedürfnisse der Menschen der Profitlogik unterworfen. Der Kapitalismus formt auf vielfältige Weise die konkreten Lebensrealitäten von uns allen. Besonders spürbar ist das bei unserem diesjährigen Hauptthema: Wohnen.
Die Miete ist zu hoch! Das gilt nahezu überall, aber auch besonders in Bonn. Wir treten für niedrigere Mieten ein, möchten aber auch die Perspektive auf ein gutes Wohnen jenseits vom Mietmarkt öffnen.
Wohnen wird auf dem Mietmarkt nach Profitlogik organisiert, nicht nach den Bedürfnissen der Menschen. Wohnungen sind im Kapitalismus Konsumgut und Investitionsobjekt. Das bringt konkretes Elend hervor: Während Obdachlose auf den Straßen ums Überleben kämpfen müssen, wird Wohnraum als Spekulationsobjekt leer stehen gelassen oder gleich abgerissen. Der Mieter ist dadurch kein Mensch, sondern wird er durch seine Miete erst zum Menschen gemacht.
Ein Wohnungsmarkt ist die Voraussetzung für Obdachlosigkeit. Wer zu schwach am Markt ist, bekommt halt nichts. Das trifft besonders Menschen, die aufgrund ihrer Migrationsgeschichte, Krankheit oder Problemen, sich mit der Bürokratie herumzuschlagen, ohnehin einen schweren Stand in unserer Gesellschaft haben. Die Antwort darauf kann nur Enteignung eben jener Unternehmen und Personen sein, die meinen, dass Grundbedürfnisse gute Profitquellen/Spekulationsobjekte seien.
Einmal aus dem profitorientierten Markt entnommen, kann Wohnraum sich von der bloßen Bereitstellung einer Zelle zum Schlafen und Essen weg entwickeln. Nicht-profitorientierte Genossinnenschaften und Miethäuser-Syndikate machen es vor: Gemeinsam verwalteter Wohnraum bedeutet Demokratie und Mitbestimmung. Nachbarinnen können mehr sein als Leidensgleiche, die der Markt zufällig nebeneinander gesetzt hat: Gemeinsame Selbstverwaltung macht solidarische Gemeinschaften möglich.
Die Wohnungsfrage geht daher weiter als nur die Frage nach sozialer Gerechtigkeit: Sie ist auch die Frage, ob Menschen ihr eigenes Zusammenleben und letztlich auch ihre Stadt mitgestalten können. Ein gutes gesellschaftliches Zusammenleben braucht Freiräume. Dazu gehören Parks, Natur, Kulturräume, Gemeinschaftsräume und nicht nur Straßen, Parkplätze, Büros und Läden. Wir fordern daher einen Ersatz für das Kulturzentrum Alte VHS.
Der Status quo hingegen verstärkt gesellschaftliche Zwänge. Frauen, die überdurchschnittlich viel unbezahlte Hausarbeit leisten, werden durch den Wohnungsmarkt an ihren Platz gefesselt, weil sie sich eine neue Wohnung nicht leisten können. Nicht mal gewaltvollen Haushalten können Betroffene entfliehen, da Frauenhäuser politisch seit Jahren heruntergewirtschaftet werden. Überbrückungs/Hilfsgelder – wie es sie schon in Spanien für eben jene seit Jahren gibt – scheinen für die regierenden Parteien völlig undenkbar.
Ähnlich sieht es bei Kindern und Jugendlichen aus. Eine freie Entscheidung des Studien- oder Lehrortes haben viele nicht; prekäre Beschäftigung greift in hohe Mietpreise und fesselt viele an das eigene Elternhaus.
Selbstbestimmung kann es nur jenseits der Zwänge des Kapitalismus geben.
Unter der Schirmherrschaft des „freien Marktes“ wird Wohnraum zu Ungunsten marginalisierter und ärmerer Gruppen verteilt und gestaltet. Arme Menschen werden in einengende Wohnungen, in sogenannte Problemviertel, verdrängt. In schöneren oder trendigen Vierteln steigt die Miete, bis sich nur noch die Privilegiertesten leisten können, dort zu wohnen. Verdrängung von Armen und rassifizierten Menschen – so sieht es aus, wenn der Markt regelt. Und was der Markt nicht regelt, regeln private Sicherheitsdienste und Polizei auf Geheiß der Städte, die gezielt Jugendliche, Wohnungslose und rassifizierte Menschen von Plätzen und aus Parks der gentrifizierten Gutverdiener-Stadt verjagen.
Wir möchten für ein gutes Wohnen eintreten. Für günstiges oder mietfreies Wohnen, für Enteignung, für Überführung in Selbstverwaltung. Für eine solidarische und freie Stadt für alle. Für ein Wohnen, das Menschen Selbstbestimmung und Teilhabe ermöglicht. Her mit dem guten Leben!
Schließt euch uns an! Wir laufen ab 13 Uhr vom Marktplatz aus durch die Innenstadt, um unsere Forderung nach einem guten Wohnen auf die Straße zu tragen. Ab 15 Uhr kommen wir auf dem Frankenbadplatz zusammen. Dort wollen wir gemeinschaftlich und solidarisch zusammenkommen und den Raum für politische und zivilgesellschaftliche Organisationen öffnen.